Slotcar Motor einlaufen lassen

Slotcar Motoren einlaufen lassen

Artikel wurde aktualisiert am 16.02.2016

Sinn oder Unsinn? Beim Motor-einlaufen-lassen scheiden sich die Geister.

Wer sich mit der Thematik rund um Motoren befasst der wird immer wieder darauf stoßen, dass man Motoren einlaufen lassen sollte. Ganz gleich um welche Motoren es sich dabei auch handeln mag. Bei den großen Modellen sagt man dann auch einfahren dazu. Ja, auch oder selbst bei den kleinen E-Motoren der Slotcars ist das wichtig.

Wieso? Das lässt sich recht einfach erklären, denn wenn du erst einmal den Grund dafür verinnerlicht hast, geht das später folgende (und unter Umständen zeitraubende) Prozedere wesentlich leichter von der Hand.

Bei einem neuen Motor für Slotcars – ob als Kartonware gekauft oder bereits im Fahrzeug verbaut – sind die Kohlekontakte eckig. Hinzu kommt, dass die Anlagefläche der Kontakte am Kollektor auf ein Minimum beschränkt ist – und das aus dem Grund, dass der Kollektor rund ist. Lässt du jetzt deinen Motor einlaufen und tust das unter von dir kontrollierten Bedingungen, erreichst du den Effekt, dass sich die Kohlekontakte dem vorhandenen Kollektor anpassen, was dessen Form angeht. Ja, von eckig nach rund quasi.

Eingelaufene Kohlekontakte

Eingelaufene Kohlekontakte

Hast du dadurch mehr effektive Anlagefläche generiert, wird der Stromfluss deines Motors maximalisiert. Zudem fällt die lästige Bildung von Funken, die man auch Kollektorfeuer nennt, weg, bzw. wird verringert. Das dient der Leistungssteigerung deines Slotcar Motors.

Im Grunde tunst du auf diesem recht simplen – wenn auch zeitaufwändigen – Weg deinen Motor und dabei ist es wie gesagt ganz gleich, ob der Motor in deinem Fahrzeug bereits verbaut ist oder du mit einem Motor zum Austausch arbeitest. Einlaufen lassen solltest du ihn so oder so. Und wenn du es erst einmal getan hast, so wirst du ganz sicher merken, auch wenn du vielleicht anfänglich erst ungläubig schauen magst, dass sich die Leistung deines Boliden nach oben verändert. Ein gewünschter Effekt tritt ein.

Jetzt möchtest du natürlich wissen, wie gehst du dabei zweckmäßig vor und hier stehen wir dann vor einem eigentlich recht bekannten Phänomen: Zehn Experten werden dir zwanzig bis vierzig verschiedene – oft gar vollkommen gegensätzliche – Meinungen oder Sichtweisen mitteilen. Und doch gibt es eben Faustformeln, mit denen du nichts falsch machen kannst, sofern du dich an die Vorgaben hältst. Und die werde ich dir vorstellen.

Führen alle Wege nach Rom, will man einen Slotcar Motor einlaufen lassen?

Ja und doch nein. Es gibt abenteuerliche Wege, mit denen das Risiko weit über die berühmten Fifty-Fifty liegt, den Motor schon vor dem ersten Turn zu schrotten. Schauen wir uns die Wege an, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass du einen gravierenden und zerstörenden Fehler machst, recht gering sind. Vor dem eigentlich Einlaufen steht stets die Frage: Motor ausbauen oder eingebaut lassen. Und schon hier scheiden sich massiv die Geister.

Wenn du deinen Motor beim Slotcar im eingebauten Zustand einlaufen lassen möchtest, geht das recht einfach. Du musst das Fahrzeug nur auf die Schienen bringen und es dabei dann aufbocken. Das Ganze so hoch, dass der Motor läuft, aber die Räder keinerlei Bahnkontakt haben. Und nun lässt du den Motor brummen. Dein Vorteil: Du musst nichts ausbauen. Dein Nachteil: Die Zahnräder am Car werden satt belastet und das Spiel, das sich dadurch ggf. entwickelt, macht sich negativ bemerkbar.

DS Testing Bench DS-4101

DS Testing Bench DS-4101 – Auch zum Einlaufen lassen – nicht mehr erhältlich

Als zusätzliche Alternative dazu greift der Weg, den Wagen einfach mit niedrigem Spannungsanteil über deine Strecke zu schicken und dafür zu sorgen, dass der Motor am Berg arbeiten muss. Wieder musst du zwar nichts ausbauen, aber alle Verschleißteile am Car werden schon belastet – das greift für Lager, Reifen und auch die Zahnräder – bevor du die erste echte Wettbewerbsrunde drehst. Muss das sein?

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Die am häufigsten präferierte Methode ist, das wirst du dir bereits denken, der Weg, den Motor auszubauen und den Motor dann einlaufen lassen. Doch auch hier, wie nicht anders zu erwarten, führen wieder mehrere Wege nach Rom. In Flüssigkeit einlaufen lassen oder doch lieber trocken? Und schon musst du dich wieder entscheiden.

Slotcar Motoren von Slotdevil

Slotcar Motoren von Slotdevil

Experten sagen im Grunde aus, dass die Flüssigkeitsvariante die ultimative Methodik ist und es ist auch leicht erklärt, wieso dies der Fall ist. Lässt du nämlich deinen Motor in einer Flüssigkeit einlaufen, tritt der angenehme Nebeneffekt ein, dass der Abrieb der Kohle – du erinnerst dich, die Kontakte sollen von eckig nach rund abgeschliffen werden, um sich dem Kollektor anzupassen – aus dem Motor gespült wird. So vermeidest du Spannungsverluste durch Kohlereste.

In welcher Flüssigkeit musst du den Motor laufen lassen?

Es bieten sich Spiritus, destilliertes Wasser, dünnflüssiges und damit wasserähnliches Öl, Waschbenzin oder Isopropanol an. Mit dieser Methode, die wohl ohne jeden Zweifel die schonende Methode ist, nimmst du allerdings einen gewaltigen Zeitaufwand auf dich. Motor ausbauen, Stromzufuhr sicherstellen, Flüssigkeit aussuchen, Motor trocknen, Wiedereinbau. Plus die Laufphase. Das dauert schon seine Zeit.

Motor trocken einlaufen lassen

Motoreinlauf

Motoreinlauf – joolt.wordpress.com


Wenn du deinen Motor trocken einlaufen lassen willst, musst du zuerst auf die richtige Spannung achten. Die muss niedriger als beim Einlaufenlassen in Flüssigkeit liegen, denn die kannst die Hitze nicht über die Flüssigkeit abpuffern. Nun benötigst du nur noch einen zweiten Motor, der den Hauptmotor versorgt und das im Zuge eines passiven Einlaufenlassens.

Wie steht es mit der Laufrichtung?

Experten raten, wenn du den Motor schonen willst und ein optimales Tuningergebnis erreichen möchtest, den Motor auszubauen und dann in der Laufrichtung rund zwei Stunden bei 6V laufen zu lassen – ohne Anbauteile vom Motor. Dabei ist darauf zu achten, dass die vordere und hintere Motorwelle mit je einem Tropfen Öl zu versehen ist. Nicht mehr, denn sonst kann die Kohle verölen.

Um einen Hitzestau zu vermeiden, legst du den Motor auf eine Messingplatte oder eine Platte aus Kupfer. So wird dafür gesorgt, dass der Abfluss der Wärme bestens funktioniert. Hat der Motor seine zwei Stunden auf 6V absolviert, Motor stoppen und dann nochmals für eine halbe Stunde rund auf 9V drehen lassen. Dieses Prozedere sorgt dafür, dass die Kohlen optimal eingelaufen sind.

Dieser Weg sollte „trocken“ durchgeführt werden und das unter Verzicht auf Ölbäder oder destilliertes Wasser, um ein eventuelles Abbremsen des Motorankers zu verhindern. Das schon den Motor und sorgt für geringere Belastung beim Einlaufen. Zudem raten diverse Hersteller von Motoren davon ab, ihre Aggregate im Flüssigkeitsbad einlaufen zu lassen – und natürlich wird es trotzdem getan.

Wenn du den optimalen Rennmotor schaffen willst, sorgst du dafür, dass du gleich mehrere Motoren diesem Prozedere unterziehst. Hast du das erledigt, kommt der Moment für das Ampere-Messgerät. Hänge nun jeden Motor an ein stabilisiertes Netzteil, schließe das Messgerät an und lass die Boliden laufen. Halte die Werte fest und am Ende steht der Motor fest, der die maximale Leistung ohne Streuverlust bringt. Willst du auf sicher gehen und ausschließen, dass der hohe Amperewert durch ein unsauberes Motorlager zustande kommt – ja, das generiert mehr Ampere, aber die Leistung des Motors ist natürlich schlechter – kaufst du dir ein Messgerät für die Drehzahl. Und das direkt an der Motorwelle. Doch Obacht: Drehzahl ist nicht immer das Wahre. Niedrige Drehzahl, bei der aber hinten satt Ampere rauskommen, stehen für ein sattes Drehmoment und das eben für brachiale Leistung!

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Schritt für Schritt Anleitung

Wie den Motor einlaufen lassen – Fassen wir es zusammen:

Du brauchst: Ein gutes Öl, reichlich Zeit, noch mehr Geduld, ein stabilisiertes Netzteil und den neuen Motor oder die neuen Motoren.

  1. Nimm den Motor und öle ihn gut ein. Achte aber darauf, ihn nicht ertrinken zu lassen. „Viel hilft viel“ ist hier falsch! Gut einölen, aber das mit Bedacht!
  2. Den Motor bei 6V (4 gehen auch in Ordnung) laufen lassen. Zwei Stunden haben sich als ausreichend erwiesen, aber sechs oder acht Stunden schaden ebenso nicht. Dabei musst du beachten, dass der Motor in Drehrichtung eingefahren wird.
  3. Fährst du die zwei Stunden, kannst du nahtlos anschließen und fortfahren. Dreht der Motor sechs und mehr Stunden, lass ihn danach abkühlen und ruhen. Das greift, damit er die Wärme wieder abgeben kann, die entstanden ist.
  4. Je stärker der Motor, desto wichtiger ist es auf die V zu achten. Motoren mit reichlich „Bums“ von Hause aus, sollten nie bei 3V eingelaufen werden, sondern stets mit mehr als 5V betrieben werden. Lässt du mit 3V den Motor einlaufen, besteht das Risiko, dass er zu warm wird.
  5. Der Motor muss nun ins Fahrzeug gebaut werden und das bitte komplett. Achse, Motorritzel und Co sind zu verbauen.
  6. Alle Lager – Achslager, Motorlager – sind mit ausreichend Öl zu versorgen. Nichts darf ölfrei sein!
  7. Ist das soweit erledigt, hol dir Zahnpasta, bestreiche das Getriebe damit, Motorritzel und Achsritzel, und lass den Motor für rund 5 Stunden rennen. Tust du das auf der Bahn, werden dir danach wahrscheinlich die Hände abfallen. Also nimm den Wagen, hänge ihn etwas hoch, lege ihn auf den Rücke oder bocke ihn auf und lass das Slotcar laufen.
  8. Ist die Zeit abgelaufen, alle Ritzel von der Zahnpasta rückstandsfrei befreien.
  9. Ist die Zahnpasta weg, musst du wieder ölen, ölen, ölen. Haben alle Teile ihre Portion Öl abbekommen, musst du das Slotcar nochmals rennen lassen. Hierzu wiederholst du Schritt 7 – ohne Zahnpasta, die jetzt mit Fetten ersetzt wird.
  10. Erledigt und ab mit dem Teil auf die Rennstrecken. Und das im Wissen, du hast einen Motor am Start, der bestens und optimal eingelaufen ist. Ja, es kostet Zeit, es kostet Geduld, aber am Ende der Zeit lohnt es sich, lässt du den oder die Motoren einlaufen – und das eben richtig.

Viel Spaß mit deinem Rennmotor.

» Zurück zu den Anfänger Tipps

Von Jochen

Jochen hat eine 21 Meter lange Carrera Digital 124 Autobahn im Keller stehen. Hier will er seine Modelle, Bastelarbeiten und Erfolge mit dem Slotcar teilen.
1 Kommentar
  1. Marco
    Marco sagte:

    Hallo Jochen,
    tolle Arbeit die Seite mit all den Infos.
    Ich teile wie soll es auch anders sein das gleichen Hobby.
    Zum Einlaufen von Motoren hätte ich noch paar fragen:
    – wenn motoren einlaufen in flüssigkeiten, dann werden diese von einem anderen Motor angetrieben?
    – gilt das auch für Trocken einlaufen?
    – Ich muß gestehen ich habe meine Autos immer mit der Gohstcar funktion einlaufen lassen nach dem Schmieren.
    Freu mich schon auf Deine Antwort denn das muß noch optimiert werden.

    Sonniger Gurss
    Marco

    Antworten

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